Heute im Programm: Weinbauern und Werbepausen

Ein Weinbauer! Es wird ein Weinbauer!

Mel, meine Reality-TV abhängige, na gut, ich übertreibe, sagen wir Reality TV zugeneigte, französische Mitbewohnerin hat sich heute „The Farmer wants a wife“ auf Channel 9 angeschaut. Und ich bin nach meinem abendlichen Strandjogging, Nightswimming und Abbrowsing dazugestoßen. Die paar Szenen „Bauer sucht Frau“, die ich auf mitteleuropäischen Bildschirmen erhascht habe, und die an Milchkühen zwar reiche aber an Rhetorik doch sehr verarmte Landwirte in Deutschland und Österreich zeigten, sind kein Vergleich zu den prächtigen Bildern, die das scheinbar weltweit kompatible Format hier in Australien liefert. Einerseits sind es die unterschiedlichen Landwirtstypen, vom tropical fruit farmer bis zum winemaker und andererseits die unterschiedliche Landschaft, die mich grad für einen Moment in einen begeisterten Privatfernsehzuschauer verwandelt hat. Leider ging es dann aber doch um die Romanze von Personal Trainerin Emily, 20 (!) und Tropical Fruit Farmer Wiehießdernochgleich (23!) und das Dinner, das der doch recht gut aussehende Tropical Fruit Farmer für seine Auserwählte arrangiert hat. Da war’s dann vorbei mit den Landschaftsbildern, die, ähnlich wie bei Rosamunde Pilcher Filmen, den Sendungen zumindest einen Grund für deren Existenz geben.

Naja, auf jeden Fall hatten all diese Bauern neben unendlich viel Grund und teilweise unendlich viel Vieh auch unendlich schöne Häuser oder unendlich viele Weinberge. Ja, das mag voreingenommen klingen, aber Weinberge weisen doch mehr Sexappeal auf als freilaufende Hendln oder Ferkel (es folgt an dieser Stelle bewusst kein Vergleich mit Fleckvieh und Milchkühen, weil natürlich nix über das Sexappeal des Austrian Fleckvieh geht; Hannes, der war für dich!) So ein Weinbauer mit Villa, das wär doch eine Partie! Mama, don’t worry, ich werde mich nicht bewerben und die Frau sein, die der Farmer wants, schließlich bin ich schon deutlich über dem Durchschnittsalter der, je nach Hof, pferde-, wein- oder früchteaffinen Mädls. Außerdem steht das bestimmt in meinem 26 seitigen Visumsdokument, dass ich bei so was nicht mitmachen darf, andernfalls sofort aus dem Land geschmissen werde und dann wird’s erst recht nix mit dem Weinbauern.

Ansonsten gibt’s im australischen Privatfernsehen ca. alle 10 Minuten Werbung. Ich weiß, ich übertreibe gerne, aber diesmal übertreibe ich nicht. Es kommen dann zwar nur zwei bis drei Spots, aber dafür in einer kopfschmerzerregenden und blutdrucksteigernden Häufigkeit. Nächstes Wochenende sind ja Wahlen hier in NSW und die Commercials der Parteien nehmen kein Blatt vor dem Mund. Da gibt’s herzhaft-persönliche Angriffe auf die Spitzenkandidaten der anderen Parteien. Die Wahlwerbung im TV ist allgegenwärtig, auf den Straßen hingegen sieht man kaum Plakate, nur vereinzelt lachen braungebrannte Life-Saving-Club-Mitglieder von Postern mit der Aufschrift „Mike for Manly!“ runter. Sehr überzeugend. Fast so doll, wie diese Tante im gelben Regenmantel, bei den letzten Hamburg Wahlen, deren Name mir leider, wie der des Tropical Fruit Farmers, entfallen ist.

Und weil das noch nicht genug Werbung ist, kommt bei den Programmvorschauen immer auch der Hinweis: „Toyota presents you…“

Und wenn Toyota was präsentiert, was sich der australische Durchschnittsjugendliche nicht allein anschauen sollte, also zum Beispiel eine Reality (was sonst) Show über chirurgische Eingriffe, dann gibt’s einen Hinweis, dass die Eltern doch bitte neben dem Jugendlichen auf dem Sofa Platz nehmen mögen um ihm die Nasenkorrektur gegebenenfalls zu erläutern.

In diesem Sinne, ab aufs Sofa, Dschungelcamp, Super Nanny und Bauer sucht Frau warten auf euch! Ich mach derweil gemeinsam mit Mel stichprobenartige Ausflüge in die spannende australische Werbewelt, pardon, Fernsehwelt.