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09.03.2011

Die Truman Vorher Nachher Show


10.909 Tage braucht Jim Carrey laut Wikipedia in der Truman Show, um langsam zu verstehen, dass er all den Menschen, denen er vertraut hat, so richtig auf den Leim gegangen ist.
Ich will mal nicht übertreiben, bei mir waren es eher zehn als zehntausend Tage, und die Menschen, denen ich mein Leben lang schon vertraue, dürften keine, und wenn, dann überragend gute Schauspieler sein.

Trotzdem habe ich seit meiner Ankunft hier in Sydney so eine kleine komprimierte Truman Show erlebt. Nichts war so, wie es am Anfang schien. Begrüßt und voll verbalem Enthusiasmus eingeführt von meiner Vorgängerin, habe ich mich erstmal an ihr orientiert, und ihr alles abgekauft, was sie mir so an Erfahrungen präsentiert hat. Plötzlich stellt sich aber heraus, dass außer ihr keiner so richtig weiß, dass ich das Zimmer mit dem unvergesslichen Teppichboden übernehmen werde. Das bestreitet sie natürlich, und meine Mitbewohner behaupten das Gegenteil. Irgendwann hatte mich der ganze Zank dann soweit gebracht, dass ich mir selbst und meiner Intuition, die auf immerhin 24 Jahre lange Erfahrung zurückblicken kann, überhaupt nicht mehr vertraut habe.

In der Truman Show fällt Jim Carrey ein Scheinwerfer vor die Füße, der einen Stern simuliert hatte. Mir ist heute ein Stein vom Herzen gefallen, der mich vom wirklichen „Ankommen“ abgehalten hat. Das waren zehn Tage, in denen ich hin- und hergerissen war, zwischen verschiedenen Versionen eines Ereignisses, Menschen, die man nicht und irgendwie doch zu kennen glaubt, und deren Eindruck sich stündlich ändert.
Zehn Tage Startschwierigkeiten sind vertretbar, wenn ich bedenke, dass mir jetzt sechs sonnige Monate bevor stehen.

Und jetzt schalten wir um, von der Truman Show zu „Wohnen nach Wunsch“.

Das war wohl der kürzeste und einfachste Umzug meines Lebens. Um halb sieben bin ich nach Hause gekommen, um halb acht, war jenes Zuhause schon nicht mehr mein Zuhause. Mit unglaublich viel Glück, dass die Möbel auf den Zentimeter genau in die Ecken dieses kleinen Zimmers passen und der Hilfe von Ex-Mitbewohner und jetzt-Nachbar Redda bin ich samt wardrobe, desk and bed umgezogen, drei Häuser weiter.

Hier haben mich Stevie, Steven, Vincent, Mel und Ziggie erwartet. Die ersten beiden sind die Mieter dieses feinen Häuschens, Vincent und Mel sind ein französisches Pärchen, die hier zum Studium bzw. Praktikum sind und Ziggie ist der schwarze Hund (fragt mich nicht nach der Rasse, es ist definitiv kein Dackel und kein Pudel – ich warte auf den Besuch von Hundeliebhaberin Nicole, die mir dann mit Sicherheit eine adäquate Rassenbestimmung abliefern wird können), der ein bisserl herumhaart und ein bisserl nach Hund riecht, aber ansonsten recht folgsam ist. "You will love him." Naja, love muss es nicht gleich werden, aber ich muss zugegeben, dass mich der Köter überraschend wenig stört. Gebellt hat meine vorige Mitbewohnerin ja auch gewissermaßen.
Kaum war ich hier, wurde gleich mal von einer „house-warming-party“ geredet, die wir machen müssen, um mich auch so richtig willkommen zu heißen.

Nachdem ich all meine sieben Sachen verstaut hatte, bin ich nochmal eine Runde gelaufen, durch das Wohnzimmer, vorbei am Esszimmer, durch die Küche, hinaus in den Backyard, „where you can have barbecue with your friends, whenever you want. Or you can join us, when we have barbecue with our friends. Just feel like home, this is all your’s."

Schön, endlich angekommen zu sein.



3 Kommentare:

  1. Eeeendlich home sweet home - der Umzug hat sich ja wohl mehr als gelohnt!!! Bussi und jetzt ein schönes Ankommen in der neuen Kurzzeitheimat. Andrea

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  2. Huhu ^^

    welch eine Ehre hier namentlich erwähnt zu werden... ich hoffe ich werde dem im April auch gerecht und wenn mein Internet mich nicht mehr alle 5 Sekunden rausschmeißt, bekommst du auch wieder eine längere Nachricht...
    So und jetzt durchstarten und die Sonne genießen in deinem neuen Heim.

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  3. Ja wenn das jetzt kein Glücksgriff war!?! Startschwierigkeiten gehören oft mal dazu, aber dafür kannst du es jetzt so richtig genießen! Enjoy the time Süße!

    glg Julia

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