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05.03.2011

Er-zahl-ungen aus Sydney


The intern of the month proudly presents the
Numbers of the week

 76   
Seen hat das Salzkammergut. Was das jetzt mit meinem Australienaufenthalt zu tun hat? Ihr könnt ja mal bei mir im Büro anrufen, ich werde euch mit meiner fröhlichen Praktikantinnenstimme begrüßen, und nach meinem „… This is Dschulia speaking“ könnt ihr dann so tun, als würdet ihr gern ins Salzkammergut fahren, was ich euch denn darüber erzählen könnte. Und wenn ihr dann fragt, ob ich sure bin, dass das Salzkammergut über 70 Seen hat, dann werde ich freundlich ein „Completely sure. Is there anything else I can do for you?“ in den Telefonhörer säuseln.

 30 
Minuten dauert die Fährfahrt von Manly Wharf zu Circular Quay, dem Hauptfähranleger in der Innenstadt. Meine täglichen Fährfahrten nutze ich nicht, wie ca. 1/3 der Fährpassagiere dazu, mich im Lonely Planet über die Koalas im Taronga Zoo zu informieren, sondern um mich über die Pferde der spanischen Hofreitschule schlau zu machen.  Vom höchstgelegenen Tiergarten Europas - dem Innsbrucker Alpenzoo bis zur Länge der Fahrradwege in Wien – 1100 Kilometer – ist alles dabei. Ich bereite mich also gerade exzellent darauf vor, euer Österreichjoker bei der Millionenshow zu werden. Und wenn ich meine Broschüren ausgelesen habe, dann tu ich so wie alle übrigen iPhone besessenen AustralierInnen und logge mich über das free Wi-Fi auf der Fähre ein und schau mir meine Emails an. Ja, man fühlt sich schon ein bisserl wichtig, wenn man so durch den CBD schlendert, sich Mittag was vom Take Away holt, sich dann zu den anderen Anzug- und Kostümträgern in den Rasen im Wynyard-Park setzt, die Annäherungsversuche der frechen Seagulls und noch frecheren Pigeons abwehrt,  nach einer halben Stunde den Vögeln die zu scharfen Chillischoten überlässt, auf dem Weg ins Büro noch die Post mitnimmt, weiter arbeitet, das Büro um fünf verlässt um dann auf der Fähre noch eben online zu gehen, ehe man den Feierabend bei einem Barbie zelebriert. Im übrigen, es ist keine PraktikantInnen-Spezialität um fünf den Stift fallen zu lassen. Das ist eine Australien-Spezialität. Sie arbeiten alle hart, aber nie vor neun und nie nach fünf.

 07 
Dollar hab ich am Donnerstag für ein „Pure Blonde“ bezahlt. EIN pure blonde. Und pure blonde ist nicht etwa eine do-it-yourself-Strähnchen-blondier-Box für die gelangweilte Hausfrau, sondern eine Biermarke, die mich am Donnerstag im „Shore Club“ hier in Manly aus dem Kühlschrank angelacht hat. Nunja, was kostet die Welt. Für den Cabernet Sauvignon in der Wharf Bar hab ich auch 6 und ein paar zerquetschte bezahlt. Dafür ist der Kaffee (wir betonen, um österreichischen Dialekt zu üben, auf der zweiten Silbe) hier günstig und super lecker. 4 Dollar für einen large Latte at Manly fresh. Und dazu ein slice of banana bread.

 02 
ways, how banana bread is served: fresh or toasted. Getoastet ist man es mit Butter zum Frühstück. Fresh hab ich’s neulich in der Mittagspause zum Kaffee dazu gegessen. Yummi. Ich denke, ich werde bald mein first self-made banana bread backen und meine MitbewohnerInnen als Testesser einspannen. Aber erst, sobald der Zimmer-Krimi ein Happy End gefunden hat.

 05 
Personen sind wir im Erdgeschoß dieses Hauses, in 4 Zimmern. Na, fällt euch da etwas auf? Richtig! Das bedeutet in einem Zimmer sind zwei Personen. Was an sich ja noch nicht weiter schlimm wäre. Aber das WG-Couple tritt sich auf den 12 Quadratmetern ordentlich auf die Füße, und dank einer Verkettung unglücklicher Umstände und einer, nun ja, ungeschickten Organisation meiner Vormieterin, ist das betrübte Couple auf mich zugekommen, ob ich nicht ausziehen könnte. Für mich wär’ das doch alles kein Problem, sagen sie, ich hab ja kaum Gepäck und alleine findet man immer ein Zimmer. „Blurp“ nennt man so ein Gerede auf English glaub ich. Und „no“ lautet man die Antwort, die die beiden von mir zu dem Thema ständig kriegen. Etwas nervenaufreibend die Sache, aber einfach ungeschickt organisiert und von den falschen Leuten jetzt auszubaden. Let’s see, how the soap opera in Carlton Street will develop. Auch wenn das Haus an sich kein Jewel ist und es ganz und gar nicht zu den anderen Häusern in der Gegend passt - der Garten verwuchert, der Teppichboden scheint dem Garten nachzueifern und unter dem Kühlschrank ist eine Pfütze, die mit einem nassen Handtuch dekoriert ist – ich würd ganz gern hierbleiben, weil der Strand nur einen Steinwurf weit weg ist, ich nicht lang (für Sydneyer Verhältnisse) zur Arbeit fahr, und die Beachplätze vor der Haustür hab. Die Vorgeschichte erspar ich euch, ein paar Leute, die mich erfolgreich aus meinem Start-Tief herausgeholt haben, kennen sie ohnehin. Auf jeden Fall steht mir halt noch eine längere Diskussion bevor, in der ich mein „No“ voraussichtlich mit zahlreichen „I’m sorry.“ „It was not my fault“ und „That was the arrangement.“ ausschmücken werd müssen. Hinterher muss ich mich dann wahrscheinlich durch eine etwas angespannte WG-Zeit durchwurschtln, aber da verweise ich jetzt mal elegant auf den erwähnten Strand vor der Haustür, der mir Beschäftigung und Ablenkung genug gibt.

 03 
mal hat ein Österreichurlauber in spe Synonyme für „freundlich“ in seiner Danke-E-Mail an mich verwendet. „So kindly and thoughtful…“ sei meine E-Mail gewesen. Es macht Spaß, den Leuten Österreich in kleinen Bröckerl hinzuschmeißen, mit ein paar bildhaften Ausdrücken zu garnieren und schließlich noch hilfreiche Links drüberzuzuckern. Im Moment sieht’s aus, als wär ich ganz gut darin. Man macht ja immer nur gut, was man auch mag, und ich mag mein Praktikum richtig gern. Die Aufgaben variieren, das Arbeitsklima ist irrsinnig entspannt, die Leute helfen mir viel weiter und die Themen, mit denen ich mich befasse erweitern meinen englischen Wort- und meinen österreichischen Ortschatz, ich sag nur Alpenzoo.

 2.5 
Stunden hat die auf Leinwand projizierte Jagd auf den weißen Hai im Bondi Open Air Cinema am Dienstag gedauert. Auf einem Abhang zum großen und sehr beliebten Bondi Strand haben sich trotz heraufziehenden Wolken und einem leicht herbstelnden Wind ein paar Anhänger alter Filmklassiker eingefunden, um auf Sitzsäcken, Strandstühlen, mitgebrachten Picknickdecken Roy Scheider dabei zuzusehen, wie er nach unzähligen misslungenen Mordversuchen, spektakulär Gasflaschen in das Maul des Hais schleudert und selbiger dann nach einer pyrotechnischen Höchstleistung in alle Teile zerfällt.
Die Atmosphäre auf dem Open-Air-Gelände war alles andere als explosiv, sondern dermaßen entspannt, dass man sich wünscht, man hätte bislang auch jeden Feierabend so zelebriert wie die Ozzies. Jede Menge mitgebrachtes Essen und Getränke werden auf die Picknickdecke in der Deluxe-Variante gestellt, die Beine lagert man auf der Kühlbox hoch, und dann dreht man das Gesicht ab und zu in den Wind, schließt die Augen, ehe man Roy Scheider wieder zuguckt, wie der Gasflaschen in den Hai steckt, so wie andere Leute das mit Kapseln in Sahneflaschen machen.

 08 
Tage bin ich nun in Sydney. Langsam fange ich an, den Australischen way of life auf mich wirken zu lassen. I start to enjoy myself, lege die Scheu ab, einfach wildfremde Menschen anzusprechen, und mein Selbstbewusstsein scheint jetzt auch in Australien angekommen zu sein. I'm starting to relax, es zu genießen, freie Zeit zur Verfügung zu haben und das tun zu können, wozu immer ich Lust habe. Und wenn es nur ein ganzer Tag am Strand in Gegenwart eines Buches und zahlreicher fremder be-six-pack-ter Surfer ist. Es geht also uphill, thank god and those who did first aid via Skype.

2 Kommentare:

  1. Schick schick so gar nicht 08/15. Gruß aus dem Nordosten, HS

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  2. Falls mal einer Deiner Anrufer gerne Infos zum Kleinwalsertal (ja das ist auch in Österreich) hätte, wir könnten da jetzt gut behilflich sein. Sind wieder zurück aus dem tiefen Winter der dort herrscht und schicken liebe Grüße in die australische Sonne. Die Bawiedefamilie

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