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14.02.2011

In Hamburg sagt man Tschüss

In Hamburg sagt man Tschüss, das heißt auf Wiedersehen!
In Hamburg sagt man Tschüss, beim Auseinandergehen.
In Hamburg sagt man Tschüss, das klingt vertraut und schön.
Und wer einmal in Hamburg war, der kann das gut vers-theh'n.

Nein, gesungen haben meine Hamburger Volleyballerfreunde nicht. Viel besser.
Sie haben mich mit guten Wünschen, netten Worten und noch netteren Geschenken überhäuft. Bei der Party im "Down Under", bei dem ich meine Vorliebe für Australischen Chardonnay entdeckt habe, haben wir neben meinem temporären Abschied auch unseren Vizemeistertitel gefeiert! Das heißt, das Team muss in die Relegation, also zum Aufstiegsturnier zur nächst höheren Liga, und das findet im April statt. Deshalb hab ich die Mannschaft beim letzten Spiel dieser Saison, wo ich als Diagonaldüsn und Pausenclown dabei sein konnte, nochmal ordentlich mit verbalem Killerinstinkt ausgerüstet. Dem Gegner war das zu viel, die mussten sich ab dem zweiten Satz unserer nicht nur spielerischen sondern auch rhetorischen Überlegenheit beugen.

Nein, weinen wollte ich eigentlich nicht. Schließlich kommt jetzt "the best time of my life", wie es mir eine Mannschaftskollegin in ein Erinnerungsfotoalbum geschrieben hat, das ich geschenkt bekommen habe, und das unsere bisherigen Erlebnisse - von Turnhallen über Strandvolleyball auf Borkum bis hin zu Trabi- und Traktorfahrten - dokumentiert. Aber natürlich hab ich geweint, tatkräftig unterstützt von der leichten Gefühlsduseligkeit, hervorgerufen durch Australischen Chardonnay, von den Hamburg-Accessoires, dem Reisetagebuch und den Umarmungen.


Nein, besser geht's nicht. Es war  ein rundum gelungener Tag, mit einem Sieg, einem Vizemeistertitel und einem Abend, wo ich bestätigt bekommen habe, was gemeinhin über "die Norddeutschen" gesagt wird: Am Anfang sind sie etwas vorsichtig, aber haben sie dich erstmal in ihr Herz geschlossen, vergiss es, da kommst du nicht mehr so leicht raus. Und ich hatte ein absolut glückliches Händchen bei der Wahl meiner norddeutschen Bekannten. Da hab ich nämlich so ziemlich die fantastischsten Freunde und Volleyballer zwischen Blue Mountains und Nordkap erwischt. Und damit auch die sprachlichen Barrieren, die immer mal wieder zwischen uns liegen ("Jetzt hab ich wieder überhaupt nichts verstanden"), langsam aber sich abgebaut werden, hab ich auch noch einen plattdeutschen Vokabeltrainer gekriegt, ein Hammerbook. Ganz maddelich fühle ich mich heute, vom Tanzen, auf der Reeperbahn nachts um halb eins. Und gesnackt haben wir jede Menge, und geklönt. Statt Lütt un Lütt haben wir besagten Chardonnay getrunken und statt Labskaus gabs Chicken Wings, ein durch und durch hanseauströsterreichischer Abend.

Das am Wochenende gefeierte "Tschüss" dürfte auf jeden Fall ein "Auf Wiedersehen" werden, schließlich haben sich viele Menschen, die ich in "Julsie in Hamburg - Part I" kennen gelernt habe, auch fest in mein Herz reingesetzt, und dort kann und werd ich sie auch so schnell nicht wieder rauslassen. Leute, es war großartig, und ich verspreche, neben englisch, werd ich auch brav Hamburgisch üben, freut euch schon mal auf den Kauderwelsch, mit dem ich euch dann nach Australien zur Ratlosigkeit treiben werde!

Und meinen kleinen gereimten Gruß an die Vizemeisterinnen gibt's hier nochmal zum Nachlesen:

Ich begrüße die gegnerische Mannschaft, das Schiedsgericht und das Publikum,
ach, was red ich für einen Stuss,
ich begrüß natürlich euch, mit einem einfachen Servus.
Es folgt eine kurze sportliche Rückblende,
bevor ich flieg ans andere Weltende.

Es war im Oktober 2009, vor eineinhalb Jahren,
als ich kam nach Hamburg gefahren.
Kaum, dass ich die Umzugskartons zur Seite leg,
stand ich schon bei euch in der Halle, im Horner Weg.

Im Nachhinein war das mutig, wie ich fand,
weil mich doch die ersten Monate kaum jemand verstand.
So war ich beim Block voll Ehrgeiz und Schwung,
der Gegner setzt an, Anlauf - Stemmschritt - Sprung,
im letzten Moment seh ich, dass der Ball wird gelegt,
ihr wisst, wass ich dann zu sagen gepflegt?!

Ein lautes Gschuuupft! dröhnt durch die Halle,
auf dass der Ball hinterm Block nicht zu Boden falle.
Vom Absichern hinter mir keine Spur,
alle stehen da, und lachen nur,
und fragen sich, was das nun wieder war,
was schreit der Ösi am Netz denn da?

Mittlerweile verstehen wir uns aber recht gut,
auch wenn ihr manchmal nur lächelt, und so tut,
als würdet ihr wissen, wovon ich spreche,
wenn ich wieder alle grammatikalischen Regeln breche.

Neben meinem Wortschatz habt ihr Teil eins meiner Hamburger Zeit
oft von vielen Sorgen und Problemen befreit,
habt meine Umzugskisten und IKEA-Regale geschleppt
und meinen Sommer mit Beachturnieren an der Nordsee aufgepeppt.

Der Grund warum ich mich trotz fehlender Berge so wohl fühle hier?
Das seid zum größten Teil ihr!
Darum haltet meinen Platz im Team bitte warm,
ihr kennt noch lange nicht alles, von meinem österreichischen Charme!

Aus, aus, hundert Meter aus, ist das Gedicht jetzt leider schon,
versprecht, dass ihr Spaß habt, in der Relegation,
Ihr sollt oft genug den Juli tanzen, den Gegner auf der Flucht erschießen,
das dialektfreie Training genießen,
und vor allem, bleibt so, wie ihr seid,
das war's von euerm Holzapfel, soweit.

2 Kommentare:

  1. Eine lebende Legende14. Februar 2011 um 19:37

    Ich beginne, so wie alle großen Dichter beginnen.

    Esternberg, 14. Februar 2011. 08:24 am morgen, die Frisur hält.

    Die Julse flog nach Australien
    und vergass ihre Personalien.
    Sie dachte sich, sakrament,
    bin i leicht schon a weng dement.
    Doch dann traff sie Jimmy Hoffer
    und der sagte: Julia, du hast deine Personalien im Koffer.
    Doch Jimmy war Hin und Weg
    und nahm die Julse mit - Im Handgepäck.
    Julse sagte: Jimmy -Wichtig: In Australien sagt man zum Kuhlimu,
    Känguru.
    In Esternberg gibts heute Graupelregen
    und ich werd mich jetzt Niederlegen.
    Das Gedicht ist nun zu Ende.
    Mit freundlichen Grüßen - Eine Lebende Legende :-)

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  2. ohhh jule... der abend wird auch mir (und wohl uns allen) noch sehr lange in sehr guter erinnerung bleiben!! ich wünsche dir nur das beste für die nächsten monate :-* muro

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